Portrait-Retusche Teil 2

Portrait-Retusche . . . Teil 2 (Haut)

Die Erzeugung eines angenehmen und natürlich wirkenden Hautbildes beginnt mit der Entfernung von Störungen (Pickel, Flecken, Reizungen). Zunächst eine sehr schnelle Lösung, die sich aber nur bei ohnehin schon fast makelloser Haut anbietet, bei der nur kleinere Korrekturen vonnöten sind. Hierzu dienen zwei Werkzeuge: das „Ausbessern-Werkzeug“ und den „Reparaturpinsel“.

AuswahlWerkz1

 

Insbesondere der Reparaturpinsel hat seine „Tücken“, wenn man ihn zu groß wählt, wenn die Härte nicht stimmt (meistens wenn zu hart) und wenn er  im Randbereich von stärkeren Kontrastunterschieden oder Tonwertunterschieden verwendet wird.
Natürlich können diese Reparaturen der Haut auch mit komplexeren Techniken erledigt werden, wie z.B. „Dodge&Burn“ oder „Frequenztrennung“ – wir sprechen diese Techniken ebenfalls an.

Hier zunächst das Beispielbild aus Teil 1 und die Stellen, die mit den beiden oben genannten Werkzeugen korrigiert wurden.

08_0069_b1

Zunächst die Stellen, die ich mit dem Ausbessern-Werkzeug bearbeite (hier rot umrandet). Ich markiere eine „Störung“ zunächst mit dem „Lasso“ (Taste „L“). Dann wähle ich das Ausbessern-Werkzeug und gehe damit in den ausgewählten Bereich hinein, drücke die linke Maustaste, halte sie und ziehe die Stelle nun in eine benachbarte Gegend, die keine Störung enthält. Sobald ich die Maustaste loslasse, geschieht die Reparatur unter der ursprünglich gewählten Stelle. Das Besondere hieran ist, dass auch gleich die richtigen Helligkeitswerte errechnet und „eingebaut“ werden, man sieht so keine Ränder.

Die blau gekennzeichneten Stellen werden mit dem Reparaturpinsel bearbeitet (wäre ebenso mit dem Ausbessern-Werkzeug gegangen).

Hier die Vorher-Nachher-Ansicht nach der Bearbeitung:

[twentytwenty] [/twentytwenty]

 

Dies war – wie gesagt – die schnelle Methode – „quick&dirty“ – mit der man aber auch schnell an Grenzen stößt. In diesem Bild sind z.B. an der Stirn und im rechten Bildteil unter dem Auge einige Haare zu sehen, die mit dieser Methode nicht gut entfernt werden können. Es gibt zwei etwas aufwändigere Techniken der Hautretusche, die aber auch zu besseren, hochwertigeren Ergebnissen führen. Sie sind komplett mit Photoshop-Mitteln – also ohne Zusatzprogramme oder Plugins – zu realisieren, obwohl es zahlreiche sogenannte „Profi-Tools“, Plugins, Zusatzprogramme zur Portrait-Retusche gibt, die aber auf genau diese Techniken zurückgreifen. Ich spreche von „Frequenztrennung“ und von „Dodge & Burn“. Betrachten wir uns diese etwas genauer.

1) Frequenztrennung

Wieso eigentlich der Begriff „Frequenz“ in diesem Zusammenhang? Nun, man kann die Informationen in einem Bild in zwei unterschiedliche „Frequenzen“ aufteilen: eine Hochfrequenz – nämlich die in hoher Zahl vorkommenden Partikel wie Strukturen, Poren, Haare, Störungen – und auf der anderen Seite eine Niedrigfrequenz – also großflächig vorhandene Dinge wie Farbtöne, Schatten, Helligkeit, Tonwerte.
Mein „Workflow“ sieht folgendermaßen aus:
nachdem ich das betreffende Bild in Photoshop geladen habe, mache ich zwei Kopien der Hintergrundebene (STRG- J) und nenne die erste Kopie nun „LOW“ und die zweite (obere) Ebene bekommt den Namen „High“. Nun blende ich die „High“ -Ebene aus (das Auge links neben dem Ebenen-Icon wegklicken), damit diese unsichtbar wird. Mit einem Mausklick in die Ebene „LOW“ aktiviere ich diese. 

Nun wende ich auf dieser Ebene den Filter->Weichzeichnungsfilter-> Gaußscher Weichzeichner an. Den Regler ziehe ich so weit nach rechts, bis alle Poren oder Störungen verschwunden sind – der Reglerwert variiert natürlich von Bild zu Bild, liegt aber in den meisten Fällen etwa zwischen 7 und 10. Wichtig ist, dass man sich den eingestellten Wert gut merkt, da diese r Wert später noch einmal eine Rolle spielt! Also am besten notieren.

Nun wird die „High“-Ebene wieder eingeblendet und ich klicke auf Bild->Bildberechnung und stelle in dem sich öffnenden Fenster die folgenden Werte ein (je nachdem, in welcher Bit-Tiefe das Bild vorliegt):

Bei 8-Bit: RGB-Kanal nicht umkehren, Mischmodus auf „Subtrahieren“, Skalieren auf „2“ und Versatz auf „128“.

Bei 16-Bit: RGB-Kanal umkehren, Mischmodus auf „Addieren“, Skalieren auf „2“, Versatz auf „o“.

Beachten: in dem Auswahlfeld „Ebene“ muss die Ebene des weichgezeichneten Low-Frequency-Bildes ausgewählt sein (im Beispiel die „LOW-Ebene) !

Jetzt wird die aktive „High“-Ebene auf den Ebenen-Modus „Lineares Licht“ gestellt. Das angezeigte Bild muss nun genau so aussehen, wie das ursprüngliche Original.

Ab hier gibt es sehr viele Wege, die zum Ziel führen. Ich empfehle zunächst mit Werkzeugen wie Pinsel,Kopierstempel und Reparaturpinsel zu arbeiten und zwar auf der „LOW“-Ebene mit sehr geringer Härte die Lichter, Schatten, Farbtöne  und auf der „High“-Ebene mit größerer Härte die Details zu bearbeiten. 

Wenn Sie zwischen die „LOW“- und die „HIGH“-Ebene noch eine Ebene als „Arbeitsebene“ einfügen, können Sie die Korrekturen auf dieser Ebene machen und diese dann sehr schön per „Deckkraft“ zu regeln!

Hier das Ergebnis der Hautbearbeitung mit der Frequenztrennungs-Technik:

[twentytwenty][/twentytwenty]

 

Übrigens hätte man die Ebenen LOW und HIGH auch als Smartobjekte anlegen können, dann könnte man die Filter auch nachträglich noch korrigieren und verändern.

Ebenso könnte man eine zusätzliche „Dodge&Burn“ -Bearbeitung durchführen, um weitere Verbesserungen herbeizuführen – dazu aber beim nächsten Mal mehr, da die Technik Dodge&Burn ein extra-Kapitel wert ist.