Druckvorstufe

Schwierigkeitsgrad: mittel / Fortgeschrittene

Die Druckausgabe

Natürlich beschäftigt man sich als Fotograf auch intensiv mit der Weiterverarbeitung seiner Bilder, am häufigsten mit Fragen rund um den Druck. Sei es für Ausstellungen, sei es für Kunden, oder sei es für die eigene Wanddekoration.
Leider kursieren die wildesten Theorien über die richtige Vorbereitung eines Bildes für den Ausdruck. Deshalb möchte ich hier einmal systematisch vorgehen und einige Dinge aus meiner Sicht klarstellen.
Die sogenannte „Druckvorstufe“ beschreibt Arbeiten an einem Bild, welche dieses für die Ausgabe auf einem Drucker optimieren sollen. Hierzu zählen auf jeden Fall folgende vier Faktoren: erstens die Auflösung, zweitens die Dateiform, drittens der Farbraum und viertens das Schärfen.
Der wichtigste Punkt ist sicherlich die Auflösung. Fangen wir aber mit dem m.E. unwichtigsten Punkt, dem Schärfen eines Bildes an. Unwichtig heißt nicht unnötig: selbst ein genau fokussiertes Bild gewinnt mitunter an Wirkung und Qualität, wenn es nachträglich geschärft wird. Doch Vorsicht –hier muss man genau wissen, was man macht. Als erste Grundregel: das Schärfen kommt in der gesamten Bildbearbeitung als allerletzter Punkt, direkt vor dem endgültigen Abspeichern eines ansonsten fertig bearbeiteten Bildes.

Die Schärfungsmethoden mögen noch so vielfältig sein, eine Grundregel gilt jedoch für alle: das Bild muss in einer 100%-Ansicht auf dem Bildschirm sein! Alles andere führt zu Fehlern. Ich setze hier die Kenntnis der grundlegenden Schärfungsmethoden genauso voraus, wie das Vorhandenseins eines adäquaten Bildschirmes, an dem ich das Ergebnis meiner Bemühungen kontrollieren kann. Nach meiner bisherigen Erfahrung reicht es nun für Drucke auf glattem Papier vollkommen aus, wenn das Ergebnis am Bildschirm zufriedenstellend aussieht, also z.B. keine Überschärfung aufweist. Hingegen kann man bei Ausdrucken auf groben Papieren, Leinwänden oder Stoffen schon mal eine Überschärfung vornehmen, da die Auflösung durch die Struktur stark reduziert wird.
Kommen wir zum Dateiformat. Die wohl gängigsten Formate sind JPG, TIF und PDF. Das TIF-Format benutze ich für meine Bilder, solange sie in der Bearbeitung sind und ich sie öfters speichern und wieder laden muss. Enthält ein Bild Vektorgrafiken (z.B. Text), dann wird es im PDF-Format gespeichert, weil hier z.B. eine Vergrößerung/Verkleinerung keine Qualitätseinbuße erleidet. Fix und fertig bearbeitete Bilder, an denen keine Veränderungen mehr vorgenommen werden, speichere ich als JPG mit höchster Qualitätsstufe ab und so schicke ich sie auch an die Druck-Dienstleister. Wer meint, dass ein TIF mit sagen wir 8 Megapixeln eine bessere Ausdrucksqualität haben muss, als das JPG vom gleichen Bild mit sagen wir 1 Megapixel, der irrt ! Klar, die „eingesparten“ Daten gehen dem Bild irgendwo ab – aber sie werden durch gescheite Algorithmen an Stellen eingespart, die der Bildqualität in keinster Weise schaden! Im Gegenteil: es nützt dem Druckdienstanbieter herzlich wenig, wenn Sie ihm eine 100 MB-TIF-Datei schicken für einen 20x30cm-Ausdruck. Das Ergebnis ist nicht zu unterscheiden von dem gleichen Ausdruck mit einer 5-MB-JPG-Datei höchster Qualitätsstufe. Hüten Sie sich allerdings vor dem Trugschluss, dass Sie die Bilder dann gleich im JPG-Format fotografieren können. Das wäre ein fataler Fehler: intern belichtet die Kamera den Sensor mit Helligkeitswerten und speichert das gesamte Abbild des Sensors dann in einem herstellereigenen Roh-Daten-Format (RAW) ab.

Stellen Sie die Kamera so ein, dass sie „nur“ JPG auf Ihren Speicherchip ablegt, dann werden diese Rohdaten komprimiert. Diese Kompression hat zunächst auf das Aussehen des Bildes keine oder nur geringe Auswirkungen. Aber schon in dem Moment, wo Sie die Datei von der Speicherkarte auf Ihrem Computer übertragen, erfolgt eine weitere Kompression – dies ist die Eigenart der JPG-Algorithmen, bei jedem Speichervorgang wird das Bild (unter gleichem Dateinamen) immer wieder weiter komprimiert, wobei das Ausmaß der Kompression von der Einstellung der JPG-Qualitätsstufe abhängt.

Bei höchster Qualitätsstufe wird am wenigsten komprimiert. Probieren Sie es einfach mal aus: speichern Sie ein Bild (unter Beibehaltung des Dateinamens) als JPG und notieren Sie sich die Dateigröße. Dann öffnen Sie es wieder und speichern es nochmal ab. Wenn Sie das oft genug wiederholen, werden Sie Ihr Bild bald nicht mehr wiedererkennen…). Fazit: Aufnahme mit dem bestmöglichen Format, i.d.R. RAW. Speichern und Bearbeiten in TIF. Endgültige Version speichern und Druckausgabe in JPG. Ich persönlich hebe alle meine Aufnahmen übrigens im RAW-Format auf – für alle Fälle – das ist für mich so wie das „Negativ“ aus alten Zeiten! Gut, da geht etwas mehr Speicherplatz drauf – aber ehrlich: über mangelnde Speicherkapazitäten brauchen wir uns heutzutage wohl keine großen Gedanken mehr zu machen.
Kommen wir nun zu dem Punkt Farbraum.

Immer wieder lese ich bei einigen Druckdienstleistern, man solle die Bilder im CMYK-Farbraum schicken. Ich weiß allerdings nicht, was das soll! Moderne Drucker können mit 6, 8 oder gar 12 Farben drucken und kommen so auf eine Anzahl druckbarer Farben, die den CMYK-Farbraum um ein Vielfaches übersteigen. Ich kann daher nur empfehlen, im RGB-Farbraum zu bleiben. Die gebräuchlichsten sind der Adobe-RGB und der sRGB-Farbraum, wobei der Adobe-RGB-Farbraum der bei weitem größere ist. Diesen Vorteil kann man aber nur nutzen, wenn man „Farbmanagement“ betreibt und einen kalibrierten Monitor hat! Im Übrigen findet man im Internet so gut wie keine Bilddarstellung im Adobe-RGB, dort werden Bilder fast ausschließlich im sRGB-Modus dargestellt. Der Vollständigkeit halber möchte ich noch den eciRGB-Farbraum erwähnen, der aber ausschließlich der professionellen Umgebung vorbehalten ist.

Fazit: als „Normalanwender“ ist man im sRGB-Farbraum gut aufgehoben und erspart sich eine Menge Probleme mit dem Farbmanagement. Mit einem kalibrierten Monitor kann man sowohl seine Bilder so sehen, wie sie dann auch aus dem Drucker kommen und im Internet veröffentlichte Bilder sehen auch genauso aus.
Nun noch zum letzten Punkt, dem wichtigsten von allen:
Die Auflösung.
Oft höre ich als „Grundregel: mindestens 300dpi sollten es schon sein! Das ist – mit Verlaub – der größte Blödsinn überhaupt. Nach einiger Überlegung habe ich allerdings herausbekommen, woher diese Aussage wohl kommen könnte: das menschliche Auge hat nämlich bei normalem Leseabstand ein Auflösungsvermögen von etwa 300dpi. Und da haben wir schon mal ein ganz wichtiges Kriterium, wenn es um Auflösung geht: der Betrachtungsabstand! Eine schöne Fausformel gibt uns hierüber den nötigen Aufschluss:
Benötigte Auflösung=100:Abstand in Metern .
Der Abstand soll so groß sein, dass das Objekt in seiner ganzen Größe erfasst wird. Ein A4-Blatt erfasst man in seiner ganzen Größe z.B. aus mindestens 33cm. Die „ideale“ Auflösung wäre also 100:0,33 wobei wir bei den 300dpi wären! Ein Poster allerdings, von sagen wir mal 60x40cm, können wir nur aus 2m Entfernung als Gesamtbild wahrnehmen – somit wäre eine Auflösung von 50dpi ausreichend. Gehen wir näher an das Poster heran, sagen wir auf 1m Abstand, wäre eine Auflösung von 100dpi von Nöten – und gehen wir auf 50cm an das Bild heran (was ja wohl selten vorkommen dürfte) wären eben 200dpi ausreichend.
Als Extrembeispiel, zum besseren Verständnis dieser Gegebenheiten, möchte ich mal an die Projektionen von Riesen-Bildern auf z.B. Häuserfassaden hinweisen. Diese kann man nur aus einer ziemlichen Entfernung scharf sehen. Geht man an ein solches Bild auf ein paar Meter heran, kann man überhaupt nichts mehr erkennen, ausser vielleicht Helligkeitsunterschieden!
Die heutigen Labordrucker kommen bei Ausdrucken im Großformat mit 150dpi problemlos zurecht. Bei gleichbleibendem Betrachtungsabstand können diese Ausdrucke auch bei 100dpi, ja sogar bei 80dpi noch die gleiche Qualität haben für das Auge. Erst bei 60dpi bemerkt man dann die erste „Treppchenbildung“ als Qualitätsnachlass.
Auflösungen von 300-400dpi in der Endgröße eines Bildes kommen nur noch im Offset-Druck vor – und dort auch nur , wenn im 60er Raster (150lpi) im klassischen Bogenoffset-Druck mit Amplitutenrasterung gedruckt wird. Schon bei der frequenzmodulierten Rasterung greift das nicht mehr und schon gar nicht bei Digitaldruckern, die eine Vielzahl von Rastervarianten haben. Tintenstrahler mit RIPs oder Fotobelichtung auf Fotopapier nutzen eine völlig andere Rastertechnik, als der Offset-Druck.
Fazit: für den Ausdruck mit einem modernen Digitaldrucker oder Tintenstrahler ist eine Auflösung von 150dpi völlig ausreichend für den Großformatdruck. Bei Kleinformaten kann die Auflösung auf 300dpi eingestellt werden.
Bleibt noch zu klären, wie man das nun richtig einstellt.
In Photoshop öffnet man sein zu bearbeitendes Bild (z.B.im TIF- oder RAW-Format) und und wählt im Menü „Bild“ die „Bildgröße“. Nun sieht man im oberen Teil des Feldes die genauen Pixelmasse des Bildes, im Beispiel also 3648×2736 Pixel. Darunter steht die momentane Ausgabegröße, nämlich 38,61×28,96 cm bei einer Auflösung von 240dpi. Achten Sie zunächst darauf, dass das Häkchen bei „Interpolationsverfahren“ NICHT gesetzt ist.

Ändern Sie jetzt die Auflösung in 150dpi. Sofort wird auch die Ausgabegröße automatisch geändert, hier auf 61,77×46,33 cm, was als Ausgangswert für einen Posterdruck von 60×40 cm ideal ist.

Die endgültige Skalierung auf exakt 60,0×40,0 cm würde ich dem Druckdienstleister überlassen, da die Skaliermethode (Interpolation) dort auf den jeweiligen Drucker perfekt abgestimmt wird.
Abschließend sei noch angemerkt, dass diese Ausführung lediglich die „Basics“ behandeln kann und es noch viele weitere Themenbereiche zu diesem Gebiet gibt – man lernt auch hier NIE aus!!! Ich hoffe allerdings, dem einen oder anderen etwas mehr Mut gemacht zu haben, seine Bilder ruhig mal im Großformat ausdrucken zu lassen….In diesem Sinn, weiterhin „Gut Licht“ !